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Die Wasseramsel (Der Weg zum Foto).

Aktualisiert: 3. März

Ausrüstung, Technik, Motivation !



Ist dieser Vogel nicht wunderschön ?

Und inzwischen eins meiner begehrtesten Fotomotive in den Wintermonaten.


Hier möchte ich Euch ein bisschen mitnehmen, wie man, ohne einen teuren Fotokurs zu buchen, zu schönen Motiven kommt und mit Euch meine Faszination für diesen Vogel teilen.


Die Faszination hängt zunächst natürlich auch ein bisschen von der nicht so einfachen Vorbereitung ab, was aber ein schönes selbst gemachtes Foto um so wertvoller werden lässt.


Die Wasseramsel (Cinclus cinclus):


Zunächst wollen wir uns erst einmal mit dem Vogel selbst befassen.


Die Wasseramsel mit ca. 18 Zentimetern Körperlänge etwas kleiner als eine Amsel und eher mit dem Eisvogel (Stummelschwanz) verwandt als mit ihrem Namensvetter.


Sie ist stark an klare, geröllreiche Gewässer gebunden, die breiter sind als ca. 2m (Richtwert) und eine Strömungsgeschwindigkeit von ca.12–20 Zentimeter pro Sekunde aufweisen, also einfach ausgedrückt schnell fließende Bäche und Flüsse, deren Grund man durch das klare Wasser noch gut erkennen kann und viele vermooste Steine beinhalten.


Sie gehört zu den Singvögeln und kann tauchen und schwimmen, was sie so besonders macht.


Kopf und Nacken sind zeichnungslos mittelbraun (siehe Fotos), die übrige Oberseite ist schiefergrau und Kehle, Hals und Brust sind meist reinweiß und tendieren manchmal Richtung Beige.


Die aktivste Zeit zum Baden und Nahrung oder Nistmaterial suchen ist der frühe Vormittag und der spätere Nachmittag, welches auch die besten Zeiten für den Ansitz sind.


Mehr müssen wir zu dem Thema eigentlich nicht wissen, oder können alles im Internet oder den entsprechenden Fachbüchern detailliert nachlesen.


Das Habitat finden und erkunden:


Ist es nicht schön im Frühling und im Sommer bei den ersten warmen Sonnenstrahlen im T-Shirt loszuziehen, die Kamera im kleinen Rucksack verstaut und sich auf die Lauer zu legen ?


Leider denken sich das auch viele andere Wanderer und Naturliebhaber und in dieser Zeit einen ruhigen, ungestörten Platz zum Fotografieren zu finden ist gar nicht so einfach.


Zudem weiß man nie wie scheu diese Tiere sind und das intime Erlebnis und der Genuss geht einfach ein bisschen verloren.


Es gibt in Deutschland einige bekannte Hotspots für Wasseramseln, an denen die Tiere an Menschen gewöhnt sind, wie z.B. die Enten im Stadtpark, aber meist sollte man bei "wilden" Amseln mit einem Abstand von 10-20m zum Fotografieren rechnen, es sei denn man arbeitet mit einem Tarnzelt, was aber nicht immer von Nöten ist.


Also fangen wir im Herbst an, und erwandern uns Touren rund um Bäche und passende Flüsse immer mit dem Auge auf Kotspuren auf aus dem Wasser ragenden Steinen, denn es gibt neben der Wasseramsel fast nur noch einen Vogel, der dieses Habitat so liebt wie die Amsel.


Das ist die gelbliche Gebirgsstelze, die mit ihrem wellenförmigen Flug sofort zu erkennen ist und wo wir diese antreffen, ist auch meist die Wasseramsel beheimatet. Ich selbst habe an den mir bekannten Stellen immer beide Arten in Eintracht zusammen gesehen.


Unser kleiner Helfer: Die Gebirgsstelze !


Hat man nun eine dieser beiden Arten entdeckt, fängt der Spaß erst richtig an, denn das Revier der Amsel erstreckt sich teils über 2km. Man sucht sich also innerhalb dieser Distanz einfach mal eine schöne Stelle, an der man an oder in das Bachbett kann für schöne tiefe perspektivische Aufnahmen und achtet dabei auch immer noch auf die Steine, die mit Kotspuren bedeckt sind.


Der Anfang ist gemacht !


Jetzt heißt es geduldig diesen Platz immer wieder aufzusuchen und am besten am Wochenende mit dem meisten Besucheraufkommen die Tiere zu beobachten, wie sie sich verhalten.


Dies kann schon mal mehrere Wochen in Anspruch nehmen, ist aber "der" Schlüssel zum Erfolg für schöne Aufnahmen und was gibt es schon schöneres als im Herbst an einem klaren Bach zu sitzen und Vögel zu beobachten, von denen man weiß, daß sie eventuell bald als schönes Foto an der Wand hängen.


Man kann sich nun auch langsam mit den Lichtsituationen vertraut machen, die meist im Winter noch besser sind, weil kein Laub mehr an den Bäumen ist, welches den Bachlauf zu sehr abschattet. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil im Winter.


Wir sind also nun soweit uns auf die Foto-Tour vorzubereiten !!


Winter (Schnee, Nässe, Kälte):


Ausrüstung:


Bekleidung:


Wir bewegen uns im Regen, im Schnee, am Wasser und auf matschigen glitschigen Böden und Steinen und zudem benötigen wir schöne tiefe Perspektiven.


Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Schuhen und der Hose.


Um das Habitat zu erkunden und auch mal in den Bach zu gehen sind feste gut gewachste Lederschuhe der Markenhersteller die erste Wahl. Sehr Wasserabweisend und mit guter griffiger Sohle sind sie hier das absolute Muß.

Mit der Ausrüstung, die doch mehrere Kilo auf die Waage bringt auf glatten Steinen auszurutschen und mit dem Steißbein oder anderen Körperteilen auf die Steine zu fallen ist kein Spaß und kann richtig übel ausgehen, neben dem eventuellen Schaden an der Ausrüstung.

Hosen sollten auch im Bereich der Knie und am Gesäß mindestens Wasserabweisend und Robust sein, denn Hinknieen oder einmal eine Rast auf den feuchten Steinen ist immer mal erforderlich.


Ein französischer Importeur hat hier wirklich ein paar günstige und richtig strapazierfähige Hosen im Angebot, die hierfür bestens geeignet sind und sich sehr leicht säubern lassen.


Hat man "Seine" Stellen am/im Bach gefunden und muß nicht mehr viel Wandern nimmt man zusätzlich eine Wathose mit.


Diese ist zusammen mit einem Stativ erste Wahl um die beste Position für das Foto zu erlangen, denn meist muß man in Bezug auf die Lichtsituation und den Hintergrund, die Bachseite auch mal wechseln oder komplett im Bachbett sitzend oder knieend verweilen.


Die Oberbekleidung richtet sich nach den individuellen Wünschen und dem persönlichen Kälteempfinden.


Da jeder ein unterschiedliche Kälteempfinden hat will ich hier gar nicht auf das Zwiebelprinzip und spezielle Marken eingehen, sondern einfach nur erwähnen, was ich immer zusätzlich zu guter Kleidung dabei habe und worauf ich achte, damit nicht schon nach ein paar Stunden der Frust den Spaß überwiegt.


Sie sollte aber über ausreichend Taschen verfügen um Akkus und Reinigungsmaterial schnell zu erreichen und um auch mal Zusatzhandschuhe gut verstauen zu können, die immer mal Naß werden können.

Sie sollte auch nicht zu lang und weit geschnitten sein, damit nichts im Wasser baumelt oder sich in Ästen verhakt.


Kamera, Stativ, Objektiv, Rucksack:


Kamera und Objektiv:

Natürlich nimmt man die Kamera mit, die man hat.

Empfehlenswert sind gut abgedichtete Bodies mit KB oder APS-C Sensor, die auch mal den ein oder anderen Regenschauer abkönnen und deren Sensoren ein angenehmes Rauschverhalten haben.


Zwischen ISO 100 und ISO 25600 ist meist alles möglich, je nach Wetter und abgeschattetem Bachbett in einer Schlucht auch an sonnigen Tagen.


Das Objektiv sollte also so Lichtstark und Leicht wie möglich sein, was sich ja schon teils gegenseitig ausschließt und den Brennweitenbereich von 400mm bis 800mm abdecken können.


Mit einer Naheinstellgrenze von unter 5m ist man gut aufgehoben und somit kommen die Standartzoomobjektive 100-400/5.6, 150-600/6.3, 150-500/6.7, 200-600/6.3 oder die höherwertigen 200-400/4 und 180-400/4 in die engere Auswahl.

Auch mit neusten Festbrennweiten im Bereich von 400mm und 600mm, die erheblich an Gewicht verloren haben, im Blendenbereich von f2,8 bis f4 ist man trotz der etwas voluminöseren Abmaße gut aufgehoben.


Denk auch einmal über eine Versicherung nach.

Ein Schlag gegen einen Stein, ein Ausrutschen und Hinfallen oder das kurze Versenken der Kombi im Bach ist schon vielen passiert und in so einem Gelände nicht ausgeschlossen, denn diese Art der Fotografie ist etwas anderes als aus einer bequemen Ansitzhütte heraus.



Fotografieren:


Am besten nur im RAW - Format da im Schnee oder durch die Reflexionen im Wasser der Weißabgleich immer etwas problematisch werden kann und diesen später entsprechend anpassen. Zudem immer etwas Überbelichten +0,3EV bis +0,7EV sonst geht die dunkle Gefiederzeichnung schnell verloren. Einzig auf ein Überbelichten der weißen Federn im Brustbereich ist zu achten, aber hier bieten moderne Kameras ebenfalls Hilfsmittel wie die Verwendung der Zebra-Einstellungen, die diese Überbelichtung bereits im Sucher anzeigen.


Moderne Kameras mit einem hohen Dynamikumfang um die 15 können aber auch problemlos im Bereich -0,7EV bis +0,7EV betrieben werden.


Damit lässt sich fast alles in der Nachbearbeitung retten.


Wirklich problematisch wird aber die Sonne, die auf einer Schneeoberfläche oder den nassen Steinen schnell zu Luftunruhen führen kann.

Somit eignen sich am besten die Morgenstunden oder Landschaftsabschnitte, die bereits vor Sonnenuntergang einige Stunden im Schatten lagen.

Zudem versuchen über dicken Felsbrocken, die man sehr gut als Deckung benutzen kann immer einen Abstand zwischen Objektiv und Felsen von mindestens 0,5m einzuhalten, den über diesen wirkt sich Luftunruhe sehr extrem aus und die Fotos haben meist immer einen Look, als wäre ein Schleier über dem Bild.

Zusätzlich bietet dies Schutz vor Wasserspritzen auf der Frontlinse. Regentropfen von Bäumen treffen auf die Steine und prallen meist direkt auf die Frontlinse ab. Sehr ärgerlich.


Fernauslöser:


Auch wenn die Wasseramsel in weiten Teilen mit dem Eisvogel verwandt ist, der sich auf seinem Beobachtungsplatz niederlässt, und den man sehr gut mit dem Fernauslöser fotografieren kann ist das bei der Wasseramsel so gut wie nie möglich.


Die Amsel ist viel aktiver und hat mit den Steinen im Bachbett nahezu unendliche Möglichkeiten sich niederzulassen.


Zudem irritiert das spiegelnde Wasser oft den Autofokus, der sich dann nicht zwischen Wasseroberfläche, Amsel und Steinen entscheiden kann.

Somit ist die gute alte Methode durch den Sucher oder in extrem tiefen Aufnahmepositionen über das Display die wohl beste Methode für ein erfolgreiches Foto.


Regenüberzug:


Auch hier um hauptsächlich Display und Sucher, sowie die Bedientasten vor herunterfallendem Schnee von Bäumen oder Wasserspritzern zu schützen. Das hat weniger mit der Angst vor Nässeschäden an Kamera oder Objektiv zu tun, denen das überhaupt nichts ausmachen würde sondern eher auch mit dem Frust von verpassten Momenten, wenn das Objekt der Begierde plötzlich im nassen Sucher verschwimmt oder die Regentropfen auf der Frontlinse das tolle Bild verunstalten.


Freihand oder Stativ ?


Man sollte Bedenken, daß man sich am Ort selbst nicht mehr sehr viel Bewegen muß oder besser sollte, um die Vögel nicht zu vertreiben.

Einzig der ein oder andere Positionswechsel ist angesagt und im Winter ist man immer froh, wenn man seine Finger an einem Taschenofen aufwärmen und somit das ganze Kameragelumpe mal auf ein Dreibein abstellen kann.


Somit ist ein Dreibeinstativ, welches leicht, mit Handschuhen leicht und schnell zu bedienen ist eine gute Wahl. Hier kommt es nicht auf die maximale Stabilität und Schwingungsfreiheit an sondern auf passende Tragkraft, Höhe, Zerlegbarkeit wegen Schmutz und vor allem Nivellierbarkeit an.


Eine Nivellierbasis ist also neben einem guten Kugelkopf sehr zu empfehlen, da die Bachbetten selbst und das Drumherum mit seinen vielen Steinen sehr Uneben sein können.


Um die ISO zu drücken, muß man manchmal auch runter bis auf 1/160s Belichtungszeit, was ohne Dreibein oder Einbein (Monopod) freihändig nicht leicht zu realisieren ist.

Ein Trick ist, das Objektiv in vorderen Bereich auf die Steine abzulegen (Umstände wie Regen und Sonne, siehe oben, beachten !). Die Vorderseite des Objektivs kann man mit einem Stück Isomatte umwickeln und so sehr gut schützen.


Erste Wahl für sehr tiefe Perspektiven einzufangen.


Rucksack:


Entweder ein Rucksack mit gummierten Boden oder die dauerhafte Verwendung des Regenüberzugs um ein Eindringen von Feuchtigkeit auf jeden Fall zu verhindern.


Empfehlenswert ist zusätzlich eine große Mülltüte, auf der man seinen Rucksack ablegen kann.

Der weitere Vorteil ist, daß man Müll, der im Bachbett angeschwemmt wurde und für Lebewesen gefährlich sein kann, nach der Fototour einsammeln und zuhause entsorgen kann.


Sonstiges:


Ein Stück Isomatte:


Ein Quadratmeter Isomatte (einfach ausschnibbeln) ist für alles geeignet. Zum Sitzen, zur Ablage beim Akkuwechsel, zum Befüllen des Taschenofens und es nimmt keine Feuchtigkeit auf und lässt sich später sehr gut säubern.


Taschenofen:


Ein bis zwei Taschenöfen sind immer dabei. ich bevorzuge Taschenöfen mit Flüssigbrennstoff, die fast einen Tag lang durchhalten und bei denen ich zusätzlich immer eine kleine Menge Zusatzbrennstoff dabei habe. Einen habe ich immer dauerhaft in Herznähe in der linken Brusttasche und einer ist flexibel und gut zugänglich um zwischendurch die Hände zu wärmen.


Gefrierbeutel:


Gibt es in jeder Größe auch mit Zipper und ist unschlagbar um die Frontlinse gegen Schnee, Regen beim Tragen und Gegenwind oder Wasserspritzer an einem nahen Wasserfall zu schützen, während man nicht fotografiert.


Ausrüstung schonen:


Neben feuchten Bedingungen, gegen die man mit erhältlichen Zubehör schon viel ausrichten kann, sollte man auf folgendes achten:


- Akku:


Ersatz-Akkus warm halten. Hier eignet sich eine Jacke mit Innentaschen am besten und die Akkus nicht zu tief in der Kamera entladen lassen.


- Kaltes Equipment:


Kalte Kameras und Objektive entweder in einer separaten Tüte oder in Tücher eingewickelt im Rucksack lassen, bis alles an einem warmen trockenen Ort durchgewärmt ist. Ich lasse das Equipment zuhause entweder im Zimmer im Rucksack und akklimatisiere das Zimmer zusätzlich durch öffnen des Fensters bei geschlossenen Türen. Hier kann man das Equipment bereits am offenen Fenster früher aus dem Rucksack entfernen, aber Speicherkartenschächte und Akkuschächte auf keinen Fall öffnen, bis die Kamera vollständig durchwärmt ist. Kondenswasserbildung im Inneren der Kamera wird somit vermieden.


Verhalten und Respekt:

Der Winter ist für die meisten Tiere, die keinen Winterschlaf halten die härteste Zeit im Jahr.

Man sollte also im Winter mit Bedacht und vor allem nur Ansitzfotografie betreiben, um Wild nicht unnötig zu stören und ihnen die Energie rauben.

Also bitte nicht der Wasseramsel Bachaufwärts, Bachabwärts hinterherlaufen und sie jagen.

Das bringt weder gute Fotos noch ist es gut für das Tier.


Wasseramseln zu fotografieren hat was mit Muße und Geduld zu tun.


Wenn Wasseramseln Nistmaterial im Schnabel haben ist etwas Respekt angebracht, denn dann ist das Nest, welches gebaut oder ausgebessert wird nicht weit entfernt.


Ich hoffe ihr könnt einige Tipps hier verwerten und wünsche Euch gutes Gelingen und eine wunderschöne Zeit in der Natur und mit diesem tollen Vogel.


Achtung: Diese Art der Fotografie kann süchtig machen !!


Grüße !

Dirk


Video:




Fotos:


















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