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Liebeserklärung an das Sony 100-400 GM

Aktualisiert: 13. März 2023

Mein Traumobjektiv in der Naturfotografie !


Das Schnelle, Kleine, Treffsichere für Nah und Fern.



Einleitung:


Wie kam ich überhaupt zu diesem Objektiv mit einem damaligen Preis von gut 2.300 Euro ?


Angefangen hatte ich mit einer Sony A57 und einem 70-300 Tamron, welches aber schnell durch ein Tamron 150-600 G2 für den A-Mount, für mehr Brennweite, erweitert wurde.


Sony A7RIII , LAEA3, Tamron 150-600 G2 (A-Mount)


Nach dem Wechsel auf eine E-Mount Sony A7RIII tat dieses sehr gute Objektiv, welches es heute noch zu einem unschlagbaren Preis von ca. 1100.- Euro neu gibt, mit einem LAEA-3 Adapter lange seinen Dienst.

Aber dieses Objektiv hatte auch einige leichte Schwächen, denn so lag die beste Bildqualität um die 560mm und das bei leicht abgeblendeten f8.

Auch der Autofokus war bei dieser Kombination nicht immer der Schnellste aber doch relativ treffsicher.


Ein Bekannter nutzte bereits ein 100-400 GM an einer A9 und als ich mal wieder mit ihm zum "Birden" war, war ich einfach von der Kompaktheit dieses kleinen Objektivs mehr als angetan.


Der Unterschied:

- ca. 1550 Gramm zu 2000 Gramm (Den TC muß ich beim 100-400 zurechnen wenn ich auf die 560mm Endbrennweite kommen möchte !)

- ca. 205mm zu 260mm (eingefahren)

- 77mm statt 95mm Frontlinsendurchmesser


Wieder zuhause befasste ich mich mehr und mehr mit den techn. Daten und zusammen mit einem 1,4er Telekonverter war ich exakt in dem Brennweiten- und Blendenbereich in dem ich das 150-600 G2 immer nutzte.


Somit war der Entschluss schnell gefasst und das 100-400 GM mit einem 1,4er TC wurde bestellt.


Verarbeitung:

Bis zum heutigen Tag funktioniert das 100-400 wie am ersten Tag. Nichts wackelt, die Bedienschalter laufen sauber, die Stativschelle läuft seidenweich und Fokus- und Zoomring sind in einem absolut neuwertigen Zustand. Nichts ist verblichen, keine Gummis porös und auch die Auskleidung der Streulichtblende ist ohne Verschleißerscheinungen.


Auch verlor das Objektiv in der ganzen Zeit nicht einmal die Kommunikation zur Kamera, so daß mal wieder F--- im Sucher oder Display angezeigt wurde.


Brennweite:

100mm bis 560mm (f/4.5 - f/8) natürlich inkl. des 1,4er TC ist ein Brennweitenbereich der für die Tierfotografie von der Libelle über den Schmetterling bis hin zum Braunbären wohl alles abdecken kann, was einem so vor die Linse gerät.


Aber auch 800mm - f/11 sind mit einem 2,0er TC, den ich selbst nicht besitze, in der heutigen Zeit der rauscharmen Kameras und der KI in der Bildbearbeitung eine wirklich tolle Möglichkeit Fernes recht nah heranzuholen oder Nahes recht detailreich durch die wunderbare Naheinstellgrenze von nur 0,98m abzubilden.


Stichwort -> Telemakrofotografie


Und das alles mit nur einem einzigen Objektiv.


Das Stichwort lautet: "Flexibilität bis zum Umfallen !"


AF:

Der Autofokus hat mir in Verbindung mit der A7RIII schon beim ersten Einsatz sehr sehr gut gefallen.

Er war absolut treffsicher, kaum hörbar und schon ein gutes Stück schneller als meine Vorgängerkombination.

Zudem hat er kein Problem an der spiegellosen Kamera den kompletten Bereich von Unendlich in den Nahbereich zu durchfahren, auch bei kontrastschwachen Motiven.

Dieses wird oft unterschätzt und ist wirklich ein sehr wichtiger Aspekt.


Doch erst nach 2 weiteren Kameragenerationen spürt man wirklich, was diese kleine Wunderwaffe so drauf hat. Mit 2 weiteren Generationen meine ich die inzwischen verkaufte A7RIV und die aktuell von mir verwendete Sony A1, für die dieses Objektiv wie geschaffen erscheint.

Denn bereits bei der Entwicklung wurde auf 2 schnelle AF Motoren gesetzt, die aber erst bei den späterem Kameramodellen wie z.B. der A1 so richtig zur Geltung kommen.


Doch dazu kommen wir noch später in der Praxis.


Bildqualität und Vergleich mit anderen Sony Teleobjektiven:

Gäbe es hier eine Liebeserklärung oder den Begriff "Traumobjektiv" wenn auch mit dem 1,4er TC, der eigentlich bei mir momentan zu 98% Verwendung findet, irgendwelche Probleme aufgetreten wären ?

Die Antwort lautet klar -> NEIN.


Und ich lege die Messlatte relativ hoch an, denn neben dem 100-400 GM hatte ich zwei neue 200-600 G und fotografiere Vögel in bekannten Habitaten im Ansitz meist mit einem 600/4 GM.


Wenn man eine solche Auswahl für einige Zeit hatte, kommt man in die Verlegenheit diese auch einmal gegeneinander Antreten zu lassen. Für diese Vergleichstests benutzte ich die hochauflösenste Kamera, die Sony in seinem Sortiment hat.


Die A7RIV mit ihrem 61MP Sensor.


Das Ergebnis aus 500 Aufnahmen (rein auf die Schärfe bezogen):


The Winner is !!

- 600/4 schon ab Offenblende bis in die Ecken. Was ja nicht so bemerkenswert ist, da man bei so einem Preis nichts anderes erwarten darf.


Zweiter:

- 200-600 bei > f8 (600mm)


Dritter:

- 100-400 inkl. 1,4er TC bei f/8 (560mm) -> Schock (warum dann Traumlinse ?)


Warum Schock ?


Weil der Vorteil beim 200-600 so minimal ist und erst ab f/8 in der 200% Ansicht sichtbar wird.

40mm mehr Brennweite (die es im Vergleich in Wirklichkeit nicht bietet -> eher Richtung 20mm -> siehe unten), Innenzoom (Wasserdichtigkeit ?) und ein niedrigerer Preis sind hier die Vorteile. Aber auch eine Kompatibilität mit dem 1,4er TC um die Brennweite auf 840mm bei Blende 9 zu erhöhen.

100-400: Sony A7RIV ; 560mm ; f8 ; 1/1250s ; ISO 320

200-600: Sony A7RIV ; 600mm ; f6.3 ; 1/1250s ; ISO 160


Unten nun der Crop mit 4000 Pixel an der langen Seite. Das ist unter normalen Umständen immer das Minimum beim Zuschneiden um auch im A2 - Druck noch ausreichend Auflösung zu haben.


100-400: 560mm

200-600: 600mm


Beide Fotos aus 15m Abstand zur Sensorebene (Best of 500 !). Vergleiche sind schon sehr Arbeitsintensiv.


Aber auch im Randbereich, hat man durch den Einsatz der 1,4er TC den Vorteil, daß die extrem gut auflösende Mitte ins Zentrum rückt und die Randbereiche davon profitieren:

Randausschnitt: 100-400: 560mm ; f8 ; 1/1250s ; ISO 320 (1500PX an der langen Seite)

Randausschnitt: 200-600: 600mm ; f6.3 ; 1/1250s ; ISO 160 (1500PX an der langen Seite)


Somit ist in der Gesamtsumme (AF, Kompaktheit, Naheinstellgrenze, Bokeh, Brennweitenbereich (140-560mm / 100mm ohne TC)) das 100-400 der ganz klare Sieger gegenüber dem 200-600 !


Vierter:

-200-600 f6.3 (Offenblende)

200-600 mit TC 1,4 vs. 200-600 (f6.3 und f8) vs. 100-400 mit TC 1,4


Benötigt man die 840mm nicht unbedingt , um auf die entsprechende Pixelzahl, z.B. für den Druck zu kommen, entscheidet man sich oft besser für die 600mm (f6.3 oder f8) oder die 560mm (f8) um den Bildwinkel grade für Vögel im Flug noch besser ausnutzen zu können und Platz auf dem Sensor zu haben. Was auch dem AF entgegenkommt.


Alles also extrem beieinander !


Einen Überblick über diese 3 Objektive abseits der Bewertung der "Schärfe" habe ich vor einigen Monaten schon einmal in einem Video zusammengestellt.




Die Praxis:

Was sehr oft vergessen wird, wenn man nur die nackten Zahlen der techn. Daten gegenüberstellt sind die Folgen der Kaufentscheidung.


Nehmen wir doch einmal als Beispiel das 100-400 GM im Vergleich zum 200-600 G oder dem Tamron 150-600 G2. Durch die Abmessungen und das Gewicht wird das Zubehör teurer und aufwändiger.

Größerer Kugelkopf, stabileres Stativ, größerer Rucksack, anderer Objektiv- und Regenschutz. Somit werden auch die anfänglichen Preisunterschiede der Objektive wieder anders wahrgenommen.


Ich verwende im Alltag für das 100-400 GM einen 50.- Euro Kugelkopf von Rollei und ein altes 45.- Euro Mantona Scout Stativ, was schon viel mitgemacht hat.



Das Teil ist gut für unterwegs, wenn man mal in Richtung 1/40s gehen will und eine auf dem Baum sitzende Eule ablichten will. Natürlich ist es nicht geeignet für Langzeitbelichtungen bei windigem Wetter aber optimal auch zum Abstellen der Kamera in matschiger oder nasser Umgebung.

Für das 200-600 und das 600/4 stand/steht zum Vergleich ein dicker 3kg Brummer in der Ecke, den man erst mal mitschleppen will.


Aber jetzt erst mal raus in die Natur.


Es bleiben mir also nach dem Verkauf des 200-600 G noch 2 Objektive für die Tierfotografie übrig.

- 600/4 GM

- 100-400 GM


Warum lautet nach dem Ergebnis in Bezug auf Bildschärfe, Lichtstärke, AF und Bokeh in Bezug auf das 600/4 der Titel noch immer so wie oben beschrieben ?

Und warum schreibe ich diesen Blog nicht für das 600/4 GM ?


Es sind die speziellen Einsatzbereiche, in denen das 600/4 nicht mithalten kann.


Beispiel 1:

Blaukehlchen: Sony A1 ; 560mm ; f8 ; 1/2000s ; ISO 500


Die Vögel sind so flink und teilweise so unberechenbar im Nahbereich, daß man schnell den Standort (Position für Hintergrund und Aufnahmehöhe) anpassen muß, was mit dem 100-400 und seinem zum Body hin ausgerichteten Schwerpunkt eine wahre Freude ist. Und einen schönen Hintergrund kann man, wie man sieht, auch mit mit Blende f8 haben, wenn man seinen Standort schnell und unkompliziert anpassen kann.

Mit dem 600er, seinen 3kg und der Naheinstellgrenze von 4,5m wäre ein solches Foto an diesem Tag zwar nicht unmöglich gewesen aber die Chancen hätten sich massiv verringert.


Beispiel 2:

Rohrdommel: Sony A1 ; 560mm ; f8 ; 1/1600s ; ISO 5000


Diese Vögel sitzen lautlos und versteckt im Schilf und fliegen urplötzlich ohne einen Laut von sich zu geben auf. Ein 600er müsste man schon auf einem 3-Bein mit einem Teleneiger oder Gimbal in Position bringen. Das 100-400 reißt man einfach aus der Hüfte hoch und durch den treffsicheren AF gelingt damit eine problemlose Bildfolge.


Aber..... würde doch jetzt kommen, ......mit f/4 könnte ich doch die ISO auf 1250 drücken, oder ?


Leider nein, denn hier macht der AF und die Schärfentiefe einen Strich durch die Rechnung.

In einem solchen "Nahbereich" und bei diesem Vogel hat der "Vogel-Augen-AF" (welch ein Wort) der A1, der schon verdammt gut ist, leider keine Chance, denn er findet das Auge dieser Tierart so gut wie nie.


Somit muß man, für einen scharfen Kopfbereich schon mal mindestens auf 5.6 abblenden und durch das Gewicht des 600ers auch noch, wenn man kein Stativ verwenden kann, die Verschlußzeit etwas reduzieren (1/2000s besser noch 1/2500s). Das sind alles Überlegungen, die man in der Praxis kennen und anwenden muß.


Und schon liegen wir wieder relativ nahe an den ISO 5000 dran.


Einer der das Feeling mit solchen Objektiven sehr gut rüberbringen kann und den ich sehr schätze ist Robert Marc Lehmann.


In seinem Video über die Canon R5 und das 100-500/7.1, welches in etwa in der Liga der A1 mit dem 100-400 (inkl. 1,4er TC) spielt geht er sehr schön auf diese Art der Fotografie und des Filmens ein und vermittelt am Anfang des Videos genau die Freude, die solche Kamera-Objektiv - Kombinationen mit sich bringen.




Beispiel 3:


Du bist am Wandern und hast Dich im Habitat auf keine Art festgelegt, die Du fotografieren möchtest? Einfach mal hinlegen und einen schönen Schmetterling am Ende des Sommers "mitnehmen".


Im kleinen Gürtel ist alles dabei, was man für eine solche Kombi braucht (Gurt, Etui für TC, Blasebalg, Akkus, Reinigungstuch, Speicherkarte, Bohnensack, fertig !)


Bläuling: Sony A1 ; 560mm ; f8 ; 1/2500s ; ISO 640


Oder sollte mal etwas vorbeifliegen, sei es eine Libelle oder eine Fliege, kann man diesen Beifang ebenfalls einfach mal so "mitnehmen".


Schwebfliege: Sony A1 ; 560mm ; f8 ; 1/1250s ; ISO 1000


Und "Mitnehmen" ist bei diesem Objektiv das Zauberwort. Ich nehme es sehr oft in unbekannte Gefilde mit, in denen ich nicht weiß, was mich erwartet. Für einen seltenen Beifang ist es immer gut.

Oder in schwierigem Terrain, wie hier in der Felswand, in der die Falkeneltern grade das Nest aufräumen. Hier mit einem 4kg Objektiv zu hantieren ist wirklich weniger erfreulich.




Blick in die Zukunft:

Was würde ich mir beim Nachfolger wünschen ?


Sehr sehr wenig:

- AF auf dem Niveau des 70-200/2.8 (Version 2) vielleicht ? Das wird sicher so sein, denn Sony wird die neuste Motorentechnik verwenden, welche im 70-200 II aktiv ist.

- Innenzoom ? Bloß nicht, denn dann verliert es die Kompaktheit. Ein 100-400 soll bitte möglichst klein bleiben.

- Ein anderer Verschlussmechanismus der Sonnenblende ? Manchmal hakt es ein wenig wenn man sie nicht exakt aufsetzt, aber sie rastet immer sauber ein. Warum nicht schraubbar wie bei den Primes aber weiterhin mit einem Zugriffsfenster für 77mm Filter ?

- Ein frei programmierbarer "Ring" wie beim Canon 100-500 (siehe Video von Marc) für die ISO oder als PRESET-Funktion für vorab programmierte Fokusdistanzen? Das wäre ein Traum für den schnellen Zugriff, denn momentan wechsle ich die ISO an der Kamera über den Drehring mit dem Daumen an der Kamera.

- Lichtstärke ? Seit Monaten wird ja über ein 150-400/4 spekuliert, welches aber, wenn man sich Canon mit dem 200-400/4 oder Nikon mit dem 180-400/4 ansieht, in Punkto Gewicht, Filterdurchmesser und Naheinstellgrenze sehr weit von einem 100-400 GM entfernen würde.

- Brennweite ? Das schon eher. Ein Sony 100-500/7.1 ! Im Vergleich zum Sony 100-400mm GM verliert man damit nur, bleibt man bei der Berechnung von Canon, zwischen 363 und 400mm 1/3 Blende Licht im Vergleich. Hier könnte man dann auf die letzten 60mm mit 1,4er TC verzichten und hätte ein noch flexibleres Objektiv verbunden mit toller Kompaktheit und ebenfalls 77mm Filterdurchmesser.



Fazit:

Ich finde, dieses Objektiv muß man als Naturfotograf am Sony E-Mount einfach besitzen. Wenn man im Brennweitenbereich von 100-560mm zuhause sein kann ist es genau das Objektiv, was alle Anforderungen zu 90% abdeckt und man erhält die Qualität die man von so einem teuren Objektiv erwarten darf.


Ich freue mich schon auf den nächsten Einsatz !











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